Hintergrund
Eine Kultur im Sinne von gemeinsamen Denk- und Verhaltensmustern entfaltet ihre Wirkung unter anderem in sozialen und organisationalen Situationen. Zahlreiche Untersuchungen rücken die gesamte Organisation mit ihren Denk- und Verhaltensmustern in den Mittelpunkt der Sicherheitsdebatte. Der Begriff Sicherheitskultur wurde verstärkt in den 1990er-Jahren in die Diskussion aufgenommen, um nichttechnische Sicherheitsaspekte, wie etwa Informations- und Entscheidungsprozesse, Sicherheits- und Barrieresysteme sowie die Kommunikationsmuster von Organisationen ins Zentrum des Interesses zu stellen. Hierbei wird die Gesamtheit von Eigenschaften und Haltungen von Organisationen und Individuen hinsichtlich Sicherheitsangelegenheiten betrachtet.
Die durch die Eisenbahnagentur der Europäischen Union (ERA) festgelegten Richtlinien sehen die Integration einer Sicherheitskultur in das Sicherheitsmanagementsystem europäischer Eisenbahnkonzerne vor. Daher werden Maßnahmen zur Integration menschlicher und organisationaler Einflussvariablen auf die Sicherheitskultur im Eisenbahnsektor erarbeitet und in das bestehende Sicherheitsmanagementsystem eingebaut.
Ziele
Das Ziel des Projekts ist die Weiterentwicklung des Sicherheitsmanagements im Eisenbahnsektor gemäß den Vorgaben der Eisenbahnagentur der Europäischen Union. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf menschlichen und organisationalen Faktoren, die in das Monitoringsystem des Sicherheitsmanagements aufgenommen werden sollen. Die Ausarbeitung von Maßnahmen zur sicherheitsgerichteten Steuerung des organisationalen Handelns fußt auf Sichtung sicherheitsrelevanter Prozesse und Befragungen.
Methodik
Die Sicherheitskultur wird als ganzheitliches Phänomen beschrieben, das ein Wechselspiel zwischen »nicht-beobachtbaren« und »beobachtbaren« Merkmalen einer Organisationskultur darstellt. Sicherheitsmanagement als ein Bestandteil der Sicherheitskultur leitet Maßnahmen auf beobachtbarer Ebene ein. Eine gezielte Optimierung in Bezug auf Sicherheit richtet sich jedoch auch nach nicht-beobachtbaren Einflussfaktoren (Normen, Werte usw.). Das Aufnehmen menschlicher und organisationaler Einflussvariablen auf die Sicherheitskultur ist die praktische Umsetzung des o.g. ganzheitlichen Ansatzes. Um die beobachtbaren und nicht-beobachtbaren Merkmale zu skizzieren, wird auf unterschiedliche Verfahren, wie etwa Betriebsbegehungen, Dokumentenanalysen, Interviews und Fragebögen, zurückgegriffen.