Treffen am 13.02.2013

Ort: BMW-Motorradwerk Berlin

Datum: Mittwoch, 07. Februar 2013

Am 07. Februar 2013 fand der 11. AutoErg-Workshop auf Einladung von Herrn Horst Jungnickel vom BMW-Motorradwerk Berlin ausgetragen. Das Treffen stand unter dem Motto „Aktionskräfte in der Fertigung: Anwendung, Messung, Bewertung“. Somit war es ein Ziel des Workshops, die aktuellen Erkenntnisse der Wissenschaft mit den Bedarfen der industriellen Praxis abzugleichen und die Relevanz des Themas für die Automobilindustrie herauszustellen.

Nach der Begrüßung durch Herrn Dr.-Ing. Karlheinz Schaub vom IAD stellte Herr Jungnickel, Leiter Arbeits- und Umweltschutz im BMW-Werk Berlin, das Werk vor. Das Historische Werk begann seine Laufbahn mit der Herstellung von Flugzeugmotoren und wechselte auf die Fertigung von Motorrad-Motoren, bis 1969 schließlich die gesamte Motorrad-Fertigung der BMW AG nach Berlin verlegt wurde.

Im Anschluss stellte Herr Cordes, Vertriebsleiter des Industriewerkzeuge-Herstellers Atlas Copco, neue Entwicklungen auf dem Bereich der Schraubwerkzeuge vor, mit denen eine deutliche Verringerung von Rückschlagkräften bei drehmomentgesteuerten Schraubprozessen erreicht werden können.

Dazu passend war der Beitrag eines Fallbeispiels von Herrn Werner Dippl vom BMW-Fahrzeugbau aus der Montage, das zwei ähnliche Bauteile mit unterschiedlichen Montageprozessen zeigte: Schrauben und Nieten. Herr Dippl stellte die Frage in den Raum, speziell an die Herren von Atlas Copco gerichtet, welcher Montageprozess aus wirtschaftlicher und ergonomischer Sicht besser wäre.

In einem Impulsvortrag zum Thema „Montagespezifischer Kraftatlas“ stellte Dr.-Ing. Karlheinz Schaub vom IAD die Intention und die Entwicklungsgeschichte des aktuellsten Projektes zum Thema Körperkräfte in der Automobilmontage vor. Er endete seinen Vortrag mit einigen offenen Fragen der Forschung und mit der Überleitung in eine Diskussion, welche Punkte aus der Praxis zu diesem Thema von besonderer Relevanz sind. Eine wichtige Rückmeldung war dabei der Ruf nach einem verlässlichen Bewertungsverfahren zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Aktionskräften in der Fertigung auf die Werker. Dessen Fertigstellung ist im Rahmen eines Folgeprojektes für den Kraftatlas geplant.

Vor der Mittagspause stellte Herr Jungnickel noch ein paar Besonderheiten im Bezug auf die Ergonomie aus der Motorradproduktion vor. Dazu zeigte er exemplarische Arbeitsplatzbewertungen mit dem BMW-eigenen Softwaretool ABATech. Ersichtlich war, dass ungünstige Körperhaltungen in der normalen Montagelinie seltener Vorkommen, da die Motorräder an sogenannten C-Trägern individuell höhenverstellbar angebracht sind. Jedoch stellen die Arbeitsinhalte mit 7 min Taktzeit in der Motorradfertigung und sogar 14 min Taktzeit in der Motorenfertigung hohe Anforderungen an die Mitarbeiter. Der Vortrag diente auch als hervorragende Überleitung in die Mittagspause und die anschließende Werksbesichtigung, bei der die Gegebenheiten in der Produktion hautnah erlebt werden konnten.

Als letzen Punkt auf der Agenda stellte Herr Bastian Kaiser vom IAD ein Konzept für einen Kraftmessworkshop vor. Dieser soll betrieblichen Praktikern helfen, auftretende Kräfte korrekt zu erfassen und ihnen ein Gefühl für das Messen und Abschätzen von Körperkräften vermitteln. Als Resonanz von den anwesenden Praktikern wurde die Sinnhaftigkeit einer solchen Schulung bestätigt und auch die anwesenden Vertreter der BGHM zeigten sich sehr an dem Konzept interessiert.

Zum Abschluss des Workshops wurde angeregt, im Rahmen des nächsten Treffen den Kraftmessworkshop exemplarisch mit den Mitgliedern des AutoErg durchzuführen, um Probleme und Verbesserungspotential aufzuzeigen und weitere Diskussionsgrundlagen zur Erfassung und Bewertung von Kräften zu bieten.